Dr. Karl Hoffmann                  Das Zauberbild

1810 - ?

1.

 

Was will das unbegreiflich stille Sehnen,

Das meine Brust mit tiefer Wehmuth füllt,

Das, nicht durch Freude, nicht durch Schmerz gestillt,

So oft sich löst in Fluthen heißer Thränen?

 

Es schwellet meiner Brust bei sanften Tönen

Und zaubert mir hervor ein süßes Bild,

Das nächtlich sich in meine Träume hüllt,

Die es mit immer frischen Blumen krönen.

 

Sein Himmelsblick erhellet mir das Leben

Im Kampf und labyrinth wilden Grauen

Und folget mir in stille Einsamkeit.

 

Ich fühl’ es bei der Stürme rauhem Beben

Und auf ergrünten blüthenreichen Auen.

Doch wird es je zur schönen Wirklichkeit?

 

 

2.

 

Ist’s Täuschung nur, ist’s todtes Wähnen,

Was mich so sehr mit Freude füllt?

Doch nein! ein bloßes Traumgebild

Hemmt nicht des Herzens heiße Thränen.

 

Das unbegreiflich stille Sehnen,

Das oft in Wehmuth mich gehüllt,

Gebunden ist es und gestillt,

Und froher meine Saiten tönen.

 

Die Knospe meiner Phantasieen,

Die oft der Traum mir vorgemalt,

Ich sah zur Blume sie erblühen.

 

Seitdem ihr lieblich Aug’ mir strahlt;

Will es nur hin zu ihr mich ziehen,

Fühl’ ich der Liebe Allgewalt!

 

 

3.

 

Wer bringet jene sel’gen Stunden,

Mir jene holde Zeit zurücke,

Wo schwelgend ich im Lieesglücke

Der Wonne höchste Lust empfunden?

 

Der Hoffnung Sterne sind entschwunden,

Die mir gestrahlt aus ihrem Blicke.

Nur eine öde tiefe Lücke

Blieb meinem Herzen, voll von Wunden.

 

In Strömen meine Thränen fließen,

Gedenk’ ich nun der stillen Freuden,

Vermengt mit frohen Liebesscherzen,

 

Die, fester nur den Bund zu schließen,

Uns Beide scheinbar oft entzweiten.

Nun irr’ ich einsam um in Schmerzen!

 

 

 

 

Dr. Karl Hoffmann                  Gott ist die Liebe

1810 - ?

So oft schon lag in nächtlichstillen Stunden,

Geweiht der Selbstbeschauung inn’rem Spiegel,

Auf wunder Seele mir dess Schmerzes Siegel,

Weil sie im Kampfe ward so schwach befunden.

 

Ihr Gram, in heißen Thränen dann entwunden,

Ward meines Trostes kühler Balsamflügel,

Mich tragend auf des Friedens Rosenhügel,

Und ließ das Herz, das kranke, mir gesunden.

 

So fließen wohl noch immer meine Thränen;

Doch sind es Thränen nur der höchsten Wonne,

Und innen wird es wieder still und helle.

 

Es spricht zu mir mit mildem Seraphtönen:

Blick’ auf zu Gott, zu deiner Lebenssonne!

Aus ihr entquillt der Liebe ew’ge Quelle!

 

 

 

 

Dr. Karl Hoffmann                  Blick in die Zukunft

1810 - ?

Wenn auf des Lebens dichtverworrnen Wegen

Oft Dornen meinen müden Fuß verletzen

Und bittre Thränen meine Augen netzen,

Dann hoff’ ich auf der Zukunft goldnen Segen.

 

Dort duftet mir ein Siegeskranz entgegen,

Der lieblich einst am Ziele wird ergötzen.

Dort lacht ein Himmel mir mit reichen Schätzen,

Daß neugestärkt sich meine Kräfte regen.

 

Drum will ich muthig dulden und will hoffen

Und kämpfen ihn, den schweren Kampf der Tugend,

Bis laut die Stimme der Vollendung klinget.

 

Am Ausgang steht die Siegespforte offen,

Die mich zum Lande immergrüner Jugend,

Zum stillen Ufer ew’ger Ruhe bringet!